Obwohl wir unten im Canyon übernachtet haben, bläst hier ein gewaltiger Wind, so dass der Van etwas zu wackeln beginnt. Heute Morgen hat es dennoch schon 20 Grad. Der Platz ist außerordentlich schön, da er die Vielfalt der Natur auf kleinem Raum vereint: die von Erosion zerfurchten Rotsandsteine (caprocks), die „rolling hills“ und die Blumenwiesen, alles an einem total abgelegenen Ort. Wir laufen die 2 Meilen zum Eagles Point, einem Aussichtspunkt, von dem man den den größten Teil des Canyons überblicken kann. Am Lake Theo nehmen wir ein erfrischendes Bad (gefühlte 16 Grad). Um 11.30 Uhr fahren wir weiter Richtung Santa Fe. Wir bleiben auf der Farmroute 145: eine einfache Straße, die entlang der Farmen nach Westen führt. Alle paar Meilen sind die Silosammelstationen für die Getreideernte. Das saftige Grün wird durch die gelben Getreidefelder abgelöst, die künstlich bewässert werden. Diese Bewässerungsanlagen bestehen aus sechs bis acht Metallbögen an denen die Bewässerungsschläuche angebracht sind. Jeder Bogen wird von zwei Gummirädern getragen, die schrittweise vorangetrieben werden. Wir erreichen das Agrarzentrum von Kress. Dort tanken wir für 3.69 Dollar pro Gallone; zu Beginn unserer Reise vor gut zwei Wochen kostete die Gallone noch 3.46 Dollar. Weiter geht unsere Reise schnurgerade durch die Ebenen von West-Texas. Die nächste Ansiedlung ist Hart. Diese Dörfer zwischen ca. 600 und 1000 Einwohnern sind geprägt durch die Getreidesilos und die landwirtschaftlichen Maschinenparks, ansonsten gibt es keine Infrastruktur, die eigentlich ein Dorf ausmachen. Wenige Meilen hinter Lazbuddie passieren wir die Grenze nach New Mexico, „land of enchantment“. Wir müssen unsere Uhr um eine weitere Stunde zurückstellen (MEZ minus 8 Stunden). Die graubraunen, spärlich bewachsenen Grasfelder bestimmen das Landschaftsbild. Es gibt nur noch Büsche, aber keine ausgedehnten Grünflächen mehr. In Clovis gehen wir Einkaufen. Da es hier ca. 30 Grad warm ist, decken wir uns mit Getränken ein. Nach ca. 20 km entdecken wir links von der Straße eine grüne Oase in einer sonst kargen Landschaft. Es ist Fort Sumner, das ein Museum des berühmt-berüchtigten Gauners Billy the Kid beherbergt. Wir fahren von der Straße ab, zum Museum. Es schließt um 17 Uhr, aber wir können noch die Grabstätte von Billy the Kid besuchen. Der Grabstein wurde in ein Gitter eingeschlossen, da er schon mehrmals gestohlen wurde. Wie wir dem Museumswärter erzählen, dass wir aus Deutschland sind, ruft er seine Nachbarin per Handy an: „my neighbour is from Germany“. Wie wir den Friedhof verlassen, begrüßt sie uns freundlich. Sie ist vor 10 Jahren von Alsfeld bei Gießen ausgewandert, hat in Kalifornien gearbeitet und ist jetzt in Clovis, der nächsten Stadt, als Krankenschwester beschäftigt. Sie klagt zwar - wie alle Medien täglich - über die Benzinpreise, aber ansonsten hat sie hier ihr Zuhause gefunden. Sie wünscht uns noch alles Gute für die weitere Reise. Auf der 60 West geht es Richtung Sumner Lake. Gegen 18 Uhr erreichen wir Sumner Lake State Park: herrlich gelegen, an einem klaren See. Die Sonne ist inzwischen in Wolken gehüllt und ein stürmischer, kühler Wind kommt auf.

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